12.04.2013| 60 Jahre SG Dynamo Dresden

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BERICHT:
Du wurdest am 12.04.1953 im Schoße Dresdens geboren und hast vom ersten Tag deines Lebens die Massen angezogen und begeistert. Wenn man so will, wurde die Geburt der SG Dynamo Dresden schon am 16.04.1950 beim Meisterschaftsspiel der SG Dresden Friedrichstadt gegen die ZSG Horch Zwickau eingeleitet und das, wie es sich gehört, mit einem Platzsturm der empörten Zuschauer. An diesem Tag unterlag die SG Dresden Friedrichstadt der ZSG Horch Zwigge mit 1-5 und verpasste damit den DDR-Meistertitel. Da in diesem Spiel der Schiri mehr als einmal mit seinen Entscheidungen deutlich und für jeden ersichtlich daneben lag, verließen die Spieler der SG Friedrichstadt grußlos den Rasen, während das erzürnte Publikum selbigen betrat und die Zwickauer Spieler in die Mangel nahm. 😉 Damals wurde da nicht lang gefackelt und die DDR-Führung löste kurzerhand die SG Dresden Friedrichstadt auf und integrierte das, was übrig blieb, in die BSG VVB Tabak Dresden.

Viel war es nicht, denn fast die komplette Elf samt Trainer waren mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und setzten sich in Richtung Berlin ab. Sie spielten ab sofort in blau-weiß bei Hertha BSC in der Stadtliga Berlin. Auf den frei gewordenen Platz in der DDR-Oberliga wurde kurzerhand eine zusammengewürfelte Truppe namens SG Deutsche Volkspolizei Dresden delegiert. Daraus wurde dann, am 12.04.1953 in der Dresdner Schauburg, die SG Dynamo Dresden und startete in ein Leben, das von vielen positiven und negativen Höhepunkten geprägt war und bis heute ist.

Für die “Wilden 70′er” war ich persönlich noch ein Jahrzehnt zu früh dran und habe es, wenn überhaupt, nur durch die gute oder schlechte Laune meines Vaters mitbekommen. Den Virus “Dynamo” pflanzte mir dann endgültig mein Onkel ein. Der mich eines schönen Tages, Anfang der 80′er, mal mit auf die Lennéstraße nahm und ich so zum ersten Mal das Rudolf-Harbig-Stadion mit eigenen Augen bestaunen durfte. Ich erinnere mich genau an diesen Augenblick, als ich durch das Marathontor zum allerersten Mal den grünen Rasen gesehen habe und meine Blicke auf die Traversen des Stadions gefallen sind … Gänsehaut pur!!! Und dabei war das Stadion leer, denn der Besuch schloss sich spontan an einen Spaziergang durch den “Großen Garten” an. Trotzdem war dies der Augenblick, der mich heut noch gefangen hält und mir die Liebe und Leidenschaft zu unsere SGD ermöglicht hat.
“Danke Onkel, daß du mich damals mitgenommen hast” 😉

IMG_3301 (3)Von da an reihte sich ein Spielbesuch an den Nächsten und die Fahrten nach Dresden wurden immer häufiger und regelmäßiger. Wann denn aber nun tatsächlich mein erstes Live-Spiel war, kann ich so heut nicht mehr beantworten, leider! Ist aber letztendlich auch nicht so wichtig. Wichtig war es damals, es auch wirklich pünktlich ins Stadion zu schaffen und dazu legte paradoxerweise Dynamo, beim jeweiligen Spiel der Vorwoche, selber den Grundstein. Zur damaligen Zeit gab es ja noch eine Schulpflicht, auch am Samstag. Da unser “heißgeliebter” Mathelehrer selber ein glühender Fan der SGD war, war am darauf folgenden Montag immer erst mal ne Mathearbeit fällig, wenn die Helden ein Spiel vergeigten. Wenn die dann in die Hosen ging, gab es noch einmal Nachsitzen am Samstag obendrauf. Da wurde es schon mal knapp! 😉 Gerüchteweise wurde das Nachsitzen wohl auch ein- oder zweimal ins “Heilige Rund” verlegt … 😉 So nahm man, so oft wie man nur konnte, die Heimspiele der SGD mit und auch im Europapokal war man ein paar Mal mit von der Partie – für 1,50 Mark war das auch mit dem Taschengeld machbar. Das ging teilweise sogar so weit, dass ich vom Daddy vom Unterricht freigestellt wurde, um mich in Dresden nach Karten anzustellen. 😉

Die Spiele gegen Wien und Uerdingen bleiben natürlich am längsten im Gedächtnis. Das Rückspiel gegen Uerdingen, vom Magazin „11 Freunde“ zum Jahrhundert-Spiel gewählt, war wohl zu dieser Zeit das emotionalste, was ich je erlebt habe. Da gab es nach Abpfiff kein Halten mehr und den Tränen wurde freier Lauf gelassen. Aber letztendlich stärkten solche Niederlagen nur die Treue und Liebe zum Verein SG Dynamo Dresden. Der Schwarzmarkt hinterm Block florierte und man erstand jede Menge schlecht kopierte Mannschaftsbilder und Aufnäher von den damaligen Bundesligisten. 😉 Klasse!!! So plätscherten die 80′er dem Ende entgegen und die Wende stand an. Jetzt sollte man meinen, da ich mich im besten “Fan-Alter” befand, ging es richtig los! Der Traum aller Träume wurde war … Dynamo in der Bundesliga!

Denkste, irgendwie kamen Arbeit und Familie dazwischen und überhaupt ging es ja ziemlich drunter und drüber in dieser Zeit, sodass ich mir unbewusst eine Pause nahm. Daß diese Pause allerdings über 10 Jahre anhielt und ich somit kein, ich wiederhole KEIN, einziges Spiel von Dynamo in der Bundesliga gesehen habe, ist für mich heute noch total unerklärbar und absolut nicht mehr nachzuvollziehen. In dieser Zeit wurden vier Jahre in der Bundesliga gespielt, bis 1995 die Lizenz für die 1. Und 2. Bundeliga aufgrund von Schulden verweigert wurde und die SG Dynamo Dresden sich plötzlich in der Regionalliga und am Ende des Jahrzehnts in den tiefsten Niederungen der Oberliga wiederfand. Seit dieser Zeit und auch in den Jahren des neues Jahrtausends gab es unzählige Spendenaktionen, Demos vorm Rathaus, Brustsponsoraktion, etc., um den geliebten Verein vorm finanziellen Untergang zu bewahren.
Irgendwann gab es dann mal ´ne “Neustrukturierung” der Familie 😉 und als die Rotzer im mitnahmefähigen Alter waren, ging es dann langsam, aber sicher wieder zur SGD. So war man erstmalig zur Saison 1999/2000 am 17.Spieltag gegen Plauen wieder mit von der Partie. Für Details von der Zeit vom Getingel über die Dörfer reicht es aber trotzdem noch nicht, deshalb gebe ich den Bleistift mal ab und zwar nach Arnsdorf. Welches in verschiedenen vorhergehenden Berichten schon gern mal als “gallisches Dorf” bezeichnet wurde, wäre das jetzt auch mal gekärt. Bitteschön:

In dieser Zeit (bezogen auf tiefste Niederungen) schleppte mich meine beste Freundin erstmalig mit ins Stadion und schon war’s passiert und der Virus läßt mich seitdem nicht mehr los … Erst paar Heimspiele, steigerte sich das ab 2000/01 langsam mit paar Auswärtsspielen, bis man dann irgendwie alles fuhr. Man tingelte über die Dörfer wie Sondershausen, Zittau, Bischofswerda, Braunsbedra (mein absolutes Highlight! 😉 ), Hoywoy, Riesa, Anhalt Dessau, aber auch Lok & Chemie Leipzig, Magdeburg, Halle, Zwickau, Jena, etc. …. Da waren schon spektakuläre Sportplätze und auch schöne Derbys dabei, bei denen es zuhause wie auswärts regelmäßig krachte und rauchte! Pyro interessierte damals nicht wirklich einen. Ich liebe den Geruch heute noch … 😉

Das erste Highlight war der Aufstieg in die Regionalliga Nord/Ost 2001/02 unter Christoph Franke. Nach dem 0:1 durch Dennis Koslov am 3. Spieltag bei Lok Leipzig prophezeite ein Sportsfreund –„ Wir steigen auf!“ 😉 Und er behielt Recht! Am letzten Spieltag gegen Hoywoy in Eisenhüttenstatt konnte dank dem „Frischen Wind“ der 1. Platz in einem Herzschlagfinale behauptet werden. Am Ende hieß der Aufstiegsgegner in der Relegation Hertha BSC/A. Im Jahn-Sportpark konnte dann der Aufstieg gefeiert werden! In der Saison darauf, dann die letzten Derbys mit dem Stadtrivalen – wie hießen die gleich noch mal? – ach ja, Dresdner SC (oder so,) u.a. der berühmte 01.09.2002. Unvergessen auch das Auswärtsspiel bei Leverkusen/A. zum 50. am 12.04.2002 – „12 Stunden Zugfahrt für 90 Minuten Fußball“. Man selbst fuhr aber nicht mit der Deutschen Bahn, holte aber die Zugfahrer mit vom Bahnhof ab. 😉 2003/04 nach dem gewonnen Heimspiel gegen Neumünster bei gefühlten 35.000 Zuschauern und 30 Grad, begleiteten in einem grandiosen Konvoi 12.000 schwarzgelbe Schlachtenbummler die Goldfüßchen zum letzten Auswärtsspiel nach Uerdingen in die Grotenburg – krass!

Das Spiel ging zwar verloren, aber am Ende konnte trotzdem der Aufstieg in die 2.Bundesliga mit einem Platzsturm nach Abpfiff gefeiert werden. Man erlebte Emotionen, die sich ein „Nichtfußballfan“ nicht vorstellen kann und sich irgendwie auch schwer beschreiben lassen … Am Ende sah man ganze Tore aus dem Stadion wandern, der Rasen glich nur noch einem Schlachtfeld. 😀
Dynamo zurück im Profifußball – was steckte man nicht alles an Spendengeldern (DM und Euronen), Brustsponsoraktion, Demos vorm Rathaus für die Bürgschaft, um dem geliebten Verein am Leben zu erhalten … Eine Situation, an der sich bis heute eigentlich nicht viel geändert hat … Mitgliederversammlungen waren immer wieder ein Erlebnis – Aufsichtsräte wie Geschäftsführer gaben sich reihenweise die Klinke in die Hand. Nach zwei Jahren ging‘s wieder runter in die Regio Nord, aus welcher 2008 dann die 3. Liga wurde. Das letzte große Highlight war wiederum der Aufstieg in die 2. Bundesliga 2010/11. Nach furioser Aufholjagd am Saisonende und dem Unvermögen anderer sicherte man sich in einem spektakulären Finale bei den Kickers aus Offenbach den 3. Platz. In der Relegation durfte man gegen den VfL Osnabrück antreten. Nach dem Hinspiel zuhause (1:1) ging es nach Osna. Dort feierte man mit unseren Golfüßchen nach einem 1:3 in der Verlängerung den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Pyro, Platzsturm, abgetragener Rasen, endloses Feiern …

Danke für die Ein- und Rückblicke ins Gallische Dorf 😉

Mit dem 2009 abgeschlossenem Stadionumbau begann eine neue Zeitrechnung. Der K-Block bekam mehr Platz und wurde zur Marke. Doch wie immer bei Dynamo mußten erst die Fans mit Protesten nach helfen, um die neue Heimat der SGD akzeptabel zu machen. Wir setzten mit dem ersten “überausverkauften” Geisterspiel in der Geschichte des Fußballs Maßstäbe und sind jetzt leider auch die erste Mannschaft in der Geschichte, die aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen wurde.
Es gibt den viel zitierten Spruch “Dresden ist anders”. Damals vielleicht nur aus Rat – und Hilflosigkeit geäußert, passt er rückblickend wie kein anderer Satz zur Geschichte unserer Sportgemeinschaft!
Wir, die Jokers Radeberg, bedanken uns bei der SG Dynamo Dresden für 60 Jahre Leidenschaft und Emotionen. Wir haben in unserer Zeit als Gruppe viele Freunde gefunden, Freundschaften geschlossen, den Zusammenhalt gespürt und deshalb sind wir uns sicher, daß unsere Sportgemeinschaft auch die nächsten 60 Jahre überstehen wird!!!

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