16.09.2016 | „Wo gebolzt wird, platzen auch mal Nähte“

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Interview mit Maik Hebenstreit

INTERVIEW:
Hey Maik, heut wollen wir deinen 50. Ehrentag, zu dem wir dir herzlichst gratulieren, zum Anlass nehmen, um dein Wirken bei der SGD mal genauer zu betrachten!

Jokers: Wie lange darfst du nun schon die durchgeschwitzten Klamotten der Jungs waschen und wie bist du überhaupt dazu gekommen?

Maik: Am 11.09. sind es genau 5 Jahre. Sportfreund Adler, mein Vorgänger war länger krank und ich war zu dem Zeitpunkt noch Mannschaftsleiter der 4. Mannschaft der SG Dynamo Dresden. Da kam der René Beuchel auf mich zu und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, die Vertretung zu übernehmen und dann ist’s irgendwie dabei geblieben!

Jokers: Du warst vorher Mannschaftsleiter der Vierten. Heißt, du bist schon viel länger bei der SGD angestellt?

Maik: Angefangen habe ich 2003 als Nachwuchstrainer mit den Bambinis und der F-Jugend. Als die 4. Mannschaft auf die Beene gestellt wurde, brauchten die einen, der bissel Durchblick hat und haben halt mich gefragt!

Jokers: Klingt so, als hättest du selber auch aktiv gebäbbelt?

Maik: Ja klar! Ich hab 1973 bei Dynamo angefangen. Dann war ich bei verschiedenen Dresdner Vereinen bis zu den Alten Herren aktiv und hab eigentlich auch fast alle Funktionen begleitet, die man rund um den Fußball so haben kann. Ich war Trainer, Nachwuchsleiter, hab Pressearbeit und Sponsorenbetreuung gemacht, bis hin zum Geschäftsführer war eigentlich alles dabei.

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Jokers: Jetzt hast du eigentlich einen Traumjob, oder? Viele Leute würden einiges dafür geben ein durchgeschwitztes und drecksches Nikki ihres persönlichen Helden in de Finger zu bekommen. Für dich ja praktisch nu Alltag!

Maik: Traumjob…Ja! Ob dies nun für jeden etwas wäre weiß ich nicht. Viele stellen sich das vielleicht recht einfach vor, aber auch hier steckt viel Arbeit und vor allem ein sehr hoher Zeitaufwand dahinter.

Jokers: Im Vorfeld haben wir selbstverständlich gründlichst recherchiert und mal ’nen kurzen Blick auf den heimischen Waschapparat geworfen. Dabei ist uns aufgefallen, dass es zwischen Bunt-, Fein- , Kurz- und Kochwäsche keen Knopp für Schwarzgelbe Wäsche gibt. Da hätte unsereiner schon wieder das erste Problem. Gibt’s den Knopp an deinen Maschinen?

Maik: Nee du, den gibt’s auch an meinen Maschinen nicht! Du musst ja eh sortieren. Gelbes mit Weißem zusammen und Schwarzes dann wieder extra. Da gibt’s auch nur ein Programm. Es wird alles bei 40 Grad gewaschen. Mehr geht sowieso nicht, weil die Klamotten sonst einlaufen würden.

Jokers: Deine Arbeit geschieht hauptsächlich im stillen Kämmerlerlein, außer du verteilst Aufstiegs- und „Feldi statt Brause“ Shirts. Wie fühlt sich das an und was machst du mit den Shirts wenn so ein Aufstieg oder das Elfersschießen gegen Leipzig im letzten Augenblick mal in de Hose geht?

Maik: Na „Feldi statt Brause“ geht ja immer!
Bei Aufstiegs- Shirts haste natürlich die Brille off. Die kannste dann höchstens ma untendrunter als Trainings Shirts anziehen!

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Jokers: Werden eigentlich die Shirts der nichteingewechselten Spieler auch gewaschen?

Maik: Ich wasch alles. Auch wenn die Jungs zu mir kommen und sagen „Ich hab’s ni angehabt!“ Egal, es war mit draußen und da wird’s mit gewaschen.

Jokers: Nimmst du Weichspüler?

Maik: Nein! Da würde es die Beschriftung ablösen. Ich nehm ein gutes Waschmittel, was etwas Duft mitbringt. Die Sachen werden auch „leinengetrocknet“, um sie zu schonen!

Joker: Deine Arbeit umfasst mit Sicherheit nicht nur das sauber halten der Arbeitskleidung der Helden. Was gehört noch dazu?

Maik: Bälle, Schuhe, Bestellungen für Obst, Kuchen, Milch, Kaffee usw. So zu sagen, um die Verpflegung für die Fahrten sowie die Halbzeitpausen. Man kümmert sich eigentlich irgendwie um alles.

Jokers: Wie lang ist dein Arbeitstag an einem Spieltag der SGD?

Maik: Bei Heimspielen komm ich so auf 15-16 Stunden. Gerade bei Abendspielen, wo früh noch Training ist, kommt man dicke auf 16 Stunden. Bei Away Spielen kommt auch mal ein ganzer Tag zusammen. Wie zB. dieses Wochenende. Wir kamen Freitagnacht aus Wolfsburg zurück und Samstag musste ich mit dem Future Team schon wieder nach Prag. Da bin ich gleich im Stadion geblieben, weil sich es nach Hause nicht gelohnt hätte.

Jokers: Wieviel Kilo schleppst du an einem Spieltag so durch die Gegend?

Maik: Die Kisten sind schon ziemlich groß und schwer. Ich muss aber erwähnen, dass mein Ditti mir da sehr viel hilft! Man versucht sich das natürlich auch so leicht wie möglich zu machen. Transportiert zB. die Kisten mit dem Wagen. Vieles ist aber auch nicht mit dem Wagen zu erreichen, da hilft dann nur die pure Muskelkraft weiter. Wie in Aalen, Cottbus oder heute hier in Prag. Wo du ein paar Treppen zur Kabine hoch musst. Dann rückste die Kisten in der Kabine hin und her, denn bissel Ordnung muss ja och sein. Ist manchmal schon ein Knochenjob!

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Jokers: Gibt’s von dir Strafen für die Jungs, wenn sie ihre Klamotten, zB. auf dem Trainingsplatz vergessen und nicht vollständig abgeben?

Maik: Das machen die Jungs alleine und regeln das über die Mannschaftskasse.

Jokers: Musst du die Klamotten der Jungs dann aus deren Spinden holen oder stehen da Wäschekörbe in der Kabine und die Helden sortieren schon bissel vor?

Maik: Ja, das machen die Jungs schon. Mein Vorgänger hatte das noch richtig mit Wäschekörben. Da haste die, so schwer wie sie waren, angesackt und zur Maschine geschleppt. Ich hab da jetzt zwei große Wäschewagen, so wie sie in Hotels üblich sind und roll sie dann zur Waschmaschine. Da hat sich seit meiner Anfangszeit schon viel getan, was mittlerweile die Arbeit erleichtert. Benni Kirsten meinte mal zu mir: „Maik, jedes Jahr was neues und du bist irgendwann am Ziel!“

Jokers: Ich höre de Muddi noch fluchen, wenn dor Seppel total eingesaut vom Bolzplatz kam. Wie machst du das mit den Grasflecken?

Maik: Oh, das ist auch für mich schwierig. Vor allem bei weißen Hosen oder Trikots. Wenn du dazu noch bei Regen spielst und die Dinger sind dann schwarz vom Schlamm, haste schon Probleme, die wieder sauber zu bekommen. Da hilft nur einweichen, mit Spray vorbehandeln und den gröbsten Schmutz ausbürsten. Wenn’s dann noch nicht sauber ist, geht halt alles nochmal von vorn los. Bei Schwarz-Gelb ist’s immer gut, aber jetzt spielen wir ja manchmal wieder Weiß und Rot. Da hab ich schon so bissel meine Bedenken! In Braunschweig werden wir nicht drumherum kommen, oder wie nächste Woche in Hannover. Die spielen ja wie die Kasper, da werden wir wahrscheinlich Gelb-Weiß-Gelb spielen müssen.

Jokers: Mit den Stutzen war doch mal was?

Maik: Das war in Unterhaching. Bis jetzt noch nie passiert, dort ist’s leider mal passiert. Wir hatten kurz vor Abfahrt nach Haching noch Training. Der Bus kam ziemlich spät. Hektisch über’n Ecktisch wurde er dann eingeräumt. Die gewohnten Abläufe kamen total durcheinander und die Kiste mit den Stutzen blieb halt stehen. Darf zwar ni, aber passiert halt trotzdem mal!

Jokers: Wie hast du das Problem dann in Unterhaching gelöst?

Maik: Man hat ja ’nen Mund zum Reden und wir haben uns in Unterhaching ein paar weiße Stutzen geborgt. Artig das ADIDAS abgeklebt und das ging auch mal. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für die Presse, aber selbst in goldenen Stutzen hätten wir dort nur optisch besser ausgesehen.

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Jokers: Stichpunkt Trainingslager! Für uns meist ein Vorwand, um daheeme ma raus zu kommen und ä bissel off de Kacke zu haun. Für dich ballt sich da bestimmt die Arbeit bei den vielen Einheiten, die da in kurzer Zeit absolviert werden?

Maik: Meist ist ja Ditti mit und ansonsten geht das schon. Die Klamotten werden da extern gewaschen. Im Lauftrainingslager in Warnemünde war’s mal richtig stressig. Dort bin ich 2 Mal am Tag mit den ganzen Klamotten in den Waschsalon gefahren und hab dort 3 Stunden zugebracht, um alles zu waschen. Die Urlauber ham gekotzt, weil ich dort sämtliche Maschinen in Beschlag hatte. Ist aber ’ne preiswerte Sache gewesen. Wenn wir im Hotel waschen lassen, wird’s dann doch bissel teurer.

Jokers: Klingt zumindest bissel ruhiger als unsere Trainingslageraufenthalte. 😉

Jokers: Was uns schon lange mal interessiert ist, Ditti und du, seid ihr eigentlich Zwillinge? Wenn man euch beide zusammen erleben darf, bekommt man zumindest das Gefühl. Auf alle Fälle seid ihr aus der selben Charge Knetmasse geformt wurden!

Maik: Als Ditti angefangen hat, die Helden dynamisch durch die Republik zu fahren, hatten wir beide auf der ersten Fahrt nach Bochum genug Zeit, uns auf dem richtigen Fuß zu erwischen. Wir waren alleine unterwegs, da die Mannschaft damals mit dem Flieger nach Bochum reiste! Seit dem passt das mit uns beiden!

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Jokers: Wieviel bekommst du von einem Spiel der Helden mit?

Maik: Recht wenig. Zu Hause geht’s noch, aber auswärts meist nur bissel von der 1. Halbzeit! Dann muss die Kabine schon für die Halbzeit vorbereitet werden und nach der Pause wird schon gepackt, damit wir fix los kommen! Ist dann immer schön, wenn man nach Hause kommt und dein Kind sagt dir: „Orr das Tor war geil!“ Und dann: „Kann sein, ich hab’s nicht gesehen.“

Jokers: Wie sieht’s mit deiner Freizeit aus?

Maik: Was ist das?

Jokers: Maik, liegt dir noch etwas auf dem Herzen, was du bei dieser Gelegenheit los werden möchtest?

Maik: Eins wäre schön und zwar wenn der K-Block die Bälle wieder rausrücken würde, die sie während des Spieles fangen! Da büß ich immer dermaßen ein. Ist eben ein begehrtes Souvenir. Dazu sind sie auch ganz schön teuer und wir haben nur 200 Bälle pro Saison zur Verfügung! Zu den weggefangen Bällen kommt ja noch der Verschleiß und der ist bei den Adidas Bällen höher, als bei den Erima Kugeln, die wir erst hatten. Wo gebolzt wird, platzen auch mal Nähte! Eins muss ich noch loswerden. Diese „Reisegruppe Antalya“ finde ich geil. Davor hab ich echt Respekt. Die sind praktisch überall dabei, geben ’ne Menge Knete dafür aus und opfern ihren Urlaub für die Trainingslager! Das imponiert mir wirklich sehr!

Jokers: Maik wir danken dir für die Gelegenheit und wünschen dir nochmals alles Gute. Weiterhin viel Spaß bei der Arbeit und immer ’ne Hand breit Wasser in der Trommel!

Sport frei!!!