BERICHT:
…die letzten Away Kilometer dieser spektakulären Saison. Um daraus een kleenes Highlight zu machen, legte wir diese zu Land und och ä bissel off’n Wasser zurück.
So wurde der Gaul schon Freitags aus’m Stall getrieben, reisefertig gemacht und Richtung des Gewässers zu Füßen der Alpen gelenkt, wo man für zwee kurze Nächte nochmal Quartier bezog. Bei ’nem Wetterchen zum Götter zeugen klapperte man de Lokalitäten am Ufer des Bodensees ab und genoß den Blick off die riesigen Schneebedeckten Haufen am jenseitigen Ufer. Von etlichen kräftig gemischten Cuba Libré mutig geworden, enterte man dann so ’ne Plaste Jolle, schmiß den 6 PS’er an und getraute sich och ziemlich weit vom Ufer weg. Mit viel Sonne in dor Gusche und Wind im Haar, kreuzten wir recht stümperhaft durch das ungewohnte Medium. Feststellend, dass Seemann wohl für jeden von uns die falsche Berufswahl wäre, manövrierten wir, erstaunlicherweise doch recht entspannt und unerwartet immer noch trockenen Fußes, wieder in den Hafen und zurück ins Quartier. Dort holte unser Gasteber seinen 49’er Hela aus’m Schuppen mit dem wir dann, die abendlichen Ruhe seiner Nachbarn störend, übers Feld heizten. Das war dann schon eher unser Ding!
Nachdem och der Abend weggeschluckt war, begann am nächsten Morgen der Ernst des Lebens. Vorbei war’s mit dem Rumgeassel. Im U.S. Army Style und im Stechschritt galt es nun in den Wildpark einzurücken, um „Full Metal Jacket Like“ unserer Sportgemeinschaft den Rücken zu stärken. Zwar war die Tarnung perfekt, nur mulmte der Zweetakter am Anfang der Kolonne düschde dolle und paar Fehlzündungen war’n gloob och ni zu überhören. Keen Wunder, dass dor „Kübel“ da nur noch mit knapp 90 km/h Spitze angegeben is. Nach ’nem kräftig Salut bezogen die Schlachtenbummler ihre Stellung und die Schlachtrufe hallten laut übers Feld. Während der 90 minütigen Schlacht off’n grünen Rechteck, lief och schon de Maschinerie der Kriegsberichterstattung unter Volldampf an. Von „Neuer Qualität“ und „Alle einsperren“ war da die Rede. Als bedienten sich die dies fordernden Herren nicht ähnlicher Rhetorik, wenn’s um ihre Stellung im Leben geht. Och militärische Paraden gehören zum Repertoire eines jeden Staates, um Größe, Macht und Geschlossenheit zu präsentieren. Nur wenn dor „kleene Mann“ man off so’n Gedanken kommt und so martialisch losmarschiert, tropft den Onkels glei dor Angstschweiß ins Auge. Im (Wahl)Kampf musste nu ma off de Kacke haun um gehört und wahrgenommen zu werden. So ballerte dann eene verbale Schelle nach der anderen aus den Schützengräben übers Feld.
Unser blühendes, zivilisiertes Land welches den Anspruch, hat bunt, offen und jeder Kultur gegenüber empfänglich zu sein, zerstört so nach und nach Deutschlands liebstes Kind. Gerade der Fußball ist Kultur und zwar in allen nur erdenklichen Facetten. Vip’s, Kutten, Normalos, Familien und Ultras gehören dazu. Es gibt kaum andere Möglichkeiten so viele Schichten auf engem Raum, quasi unter eenem Dach, zu vereinen als den Sport und da im besonderen den Fußball. Jeder der da im Rund sitzt, steht, oder sich im VIP de Wampe voll haut, unterstützt und fiebert mit seinem Verein. 90 Minuten lang haben Menschen a la coleur ein und dasselbe Ziel. Dies sind doch eigentlich perfekte Vorraussetzungen um sich näher zu kommen und ’nen gemeinsamen Draht zu finden. Dort steht der „Staat im Staat“, sich als allumfassendes, diktatorisches Organ sehend, in der Pflicht dieses sensible Gebilde zu fördern. Nicht denjenigen den Arsch zu wischen die de große Knete über’n Tisch schieben, um andererseits diejenigen Unbequemen, die oftmals ihr letztes Hemd für ihren Verein geben und die größte Leidenschaft mitbringen, in rechtswidrige Sippenhaft zu nehmen und deren Recht auf das Ausleben ihrer Emotionen und Meinungsfreiheit immer mehr zu beschneiden. Um das irgendwie off de Reihe zubekommen, sollte man aber auch bereit sein miteinander zu reden. Wir waren laut im Wildpark und hoffen ihr hab’s gehört und vor allem och richtig verstanden.
Auch wir distanzieren uns von jeglicher Form der Gewalt und des Vandalismus. Wer der Meinung is de Feldküche zermatschen zu müssen, hat ni verstanden wie wichtig een gut funktionierender Nachschub an Proviant für die Moral der Truppe is, und gehört off alle Fälle unehrenhaft entlassen. Nu kannste da aber och ni de ganze Kompanie degradieren, sondern musst dir schon die Mühe machen die meist wenigen „Deserteure“ herauszufiltern. So steht unser Verein wieder zwischen den Fronten und hat ’ne Menge Ärger vor der stolzen Brust. Muss viel Zeit und Energie darauf verwenden, die sich immer mehr verhärteten Fronten zu glätten. Dass der Reiz im Verbotenen liegt, weiß jedes Kind. Das es aber nu ni immer der richtige Weg ist, es bedingungslos und hart zu bestrafen ist och nüschd neues. Da ist viel Feingefühl und vorallem Kommunikation von Nöten, um am Ende ni ’ne komplett störische Göre mit sich rumschleppen zu müßen. Drum sollte die Sportgemeinschaft och beim „Friendly Fire“ ni unbedingt mit dor Schrotflinte droffhalten, sondern das Visier scharf stellen und genau zielen. Off alle Fälle (Fischer)Hut ab vor der Idee und deren Umsetzung. Etwas weniger ist aber manchmal mehr, denn die wichtige Aussage dieses Tages wurde am Ende durch die Schlechtwetterlage düschde verschleiert. Wir schicken viele Grüße ins Lazarett, wünschen unserem Stefan und allen anderen Verletzten, oder sich verletzt Fühlenden gute Besserung und eine baldige vollständige Genesung.
Sport frei!