23.08.2016 | Mit Sicherheit pünktlich!

P1420647Das Interview zur neuen Dynamo Kutsche und dessen dynamischen Fahrer!

INTERVIEW:
Moin Ditti, schön dass du dir die Zeit für uns nimmst!
Nachdem die neue Dynamo-Kutsche mit großem Tamtam vor der Frauenkirchen präsentiert wurde, möchten wir nu och ma den, der immer vorne Links sitzt, dazu befragen. Denn schließlich rollt die Kutsche ja ni von alleene durch de Republik!

Jokers: Wie lange arbeitest du schon als Busfahrer und seit wann darfst du unsere Helden durch de Republik fahren?

Ditti: Zum Bus fahren habsch mich 2002 entschlossen. Am 16.09.2002 begann ich mit der Ausbildung zum Berufskraftfahrer mit der Fachrichtung Personenverkehr. Am 19.12.2002 hattsch dann den Busschein in dor Tasche. Motivation dafür war in erster Linie meine Familie ma mit’m Bus zu chauffieren, wo ich ganz vor links sitze und das Ruder selber in dor Hand hab. Unsere Helden fahre ich seit 2012. Die erste Auswärtsfahrt ging unter Ralf Loose nach Bochum, wo wir damals gloob 1:2 verloren haben.

Jokers: Im Leben eines Kutschers ist’s immer ein besonderer Tag, wenn man ein neues Arbeitsgerät vor de Tür gestellt bekommt. Warst du och offgeregt, als du den Bus endlich holen durftest?

Ditti: Ja! Also ich war freudig gespannt, wie er denn am Ende aussieht. Ich durfte zwischendurch schon ma in Plauen guggen, wie der Innenausbau voranschreitet. Wo ich ihn dann endlich fertig aus Plauen rausziehen durfte, da noch jungfräulich weiß, das war schon was! Ich durfte auch selber das Nummernschild DD-TT 1953 montieren. Das war schon rüsch geil und hat mir gefallen.

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Jokers: Da einige von uns selber im fahrenden Gewerbe tätig sind, wissen wir, dass man eine besondere Beziehung zu seinem Arbeitsgerät aufbaut, wenn man Woche für Woche damit unterwegs ist. Wie geht dir das und hat dein Bus schon einen Spitz- oder Kosenamen bekommen?

Ditti: Eigentlich heißt er „La Bomba Negro“, aber wenn’s schnell gehen muss, ist’s dor Dicke!

Jokers: Wie passend! 😉

Jokers: Länger, höher, breiter, schneller. Nenn mal paar technische Details von dem neuen „Dicken“.

Ditti: Also ich sag immer gern: Es is’n 14 Meter Bus, obwohl er nur 13,80 Meter lang is.

Jokers: Gudd, wir Kutscher haun ja gern ma bissel off de Kacke, was de Länge angeht!

Ditti: „Lacht“  Ansonsten is er 2,50 Meter breit und 3,80 Meter hoch. Zulässiges Gesamtgewicht von 24 Tonnen. Leer, so um die 16 Tonnen. 440 PS, mit Ad Blue und Diesel kommt der Tank off’n Fassungsvermögen von 525 Litern. Also 1700 Kilometer schaff mor schon ohne den Schnorchel reinhalten zu müssen! Düsseldorf und zurück sollte also machbar sein.

Jokers: Was gibt’s für Sicherheitssysteme im Dicken?

Ditti: ABS, ESP, Spurassistent und Abstandstempomat, der bei langsameren vorausfahrenden Fahrzeugen die Geschwindigkeit automatisch anpasst oder bei Stau den Bus auch automatisch anhält.

Jokers: Also kann ma davon ausgehen, dass unsere Helden gut und sicher mit dir unterwegs sind?

Ditti: Ja klar! Mit Sicherheit pünktlich so zu sagen!

Jokers: Gibt’s irgendwas, was dir an dem Dicken nicht gefällt und du anders bestellt hättest? So wie wir sehen, musst du nu wohl de schicken Alus per Hand polieren!

Ditti: Es gibt immer etwas, was man verbessern kann. Wir durften als Nutzer och verschiedene Vorschläge mit einbringen. Maik, unser Zeugwart, is ja da bissel erpicht, dass er viele Ablagen hat. Zum Beispiel Kuchen, Obst und Getränke müssen für de Goldfüße sicher und praktisch im Bus untergebracht werden. Ich war ja, wie oben schon erwähnt, in der Ausbauphase des Innenraums in Plauen. Seit dem kann mein Chef das Wort Kuchen nicht mehr hören!

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Jokers: Sprich, es wurde wirklich off jedes Detail Wert gelegt. Gerade die Verpflegung is och bei unseren Away-Fahrten een heißes Thema. Ohne für’n Ernstfall gerüstet zu sein, geht’s bei uns keen Meter hinters Ortsausgangsschlid!

Jokers: Uns tät’s ankotzen, wenn andauernd jemand durch unseren LKW rennt. Läßt sich ja aber bei dir nu ni vermeiden. Wir lassen die Schuhe draußen off dor Treppe, wedeln aller 5 Minuten Staub und sammeln möglichst gleich jedes Krümmel vom Teppsch. Achtest du jetzt besonders droff, dass de Goldfüße keene Grasbatzen mit reinschleppen?

Ditti: So etwas läßt sich ni wirklich verhindern. Wir achten schon droff und die Jungs sehn ja och, dass es ne neue Kutsche is. Aber bei 18 Mann, die vom Trainingsplatz schlappen, wenn se auswärts trainieren und es regnet noch dazu, muss ich schon de Schonbezüge darüber machen. Wir achten natürlich och droff, dass se dann de Schuhe wechseln und de Deppen draußen bleiben.

Jokers: Der Wert des schicken Teils soll ja och möglichst lang erhalten bleiben. Was kost denn so ’ne Karosse mit der luxuriösen Ausstattung in etwa?

Ditti: Also die Innenausstattung, mit den Hubtischen und den Sitzen, die alle einzeln gefertigt wurden, kostet schon um die 70.000 Euro. Der komplette Bus kommt etwa auf 320.000 Euro! Also man fährt schon ’ne Stange Geld durch de Gegend.

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Jokers: Wie lange dauert’s, bis du den Bus nach ’ner Auswärtsfahrt wieder reene hast? Wird ja bestimmt ni ganz so viel Leergut rauszuräumen sein wie bei unseren Fahrten.

Ditti: „Lacht wieder“ Also mit off’n Hof fahr’n, Karte ziehen, tanken, waschen, Toilette ablassen, wischen, saugen und was von mir vollkommen ungeliebt is, Glas innen reene machen dauert’s circa 2 Stunden

Jokers: Also Scheiben putzen?

Ditti: Hasse ich!

Jokers: Kannsch dor ’nen Tipp geben. Nur klares kaltes Wasser und ’ne Zeitung dazu nehmen. Geht wie im Westen sagsch dir!

Jokers: Während wir meist nur Laborartikel und anderen Kram durch de Gegend kutschieren, hat deine „Ladung“ laut Transfermarkt ’nen Wert von fast 10 Millionen Euro. Wird man da ni bissel nervös hinterm Quirl ?

Ditti: Das wurde mir damals in der 2. Liga das erste ma bewusst, als es hieß: Meine Fresse, du fährst jetzt 16 Millionen Euro durch de Gegend. Da hatt’n mor ja noch de Franzosen Connection da. Wo ich mir dann aber gesagt hab: Es ist eigentlich vollkommen egal, ob du nun 16 Millionen im Bus sitzen hast oder ’ne Kindergartengruppe sich’s hinter dir gemütlich macht. Die woll’n alle wieder sicher Heeme und das ist meine Aufgabe.

Jokers: Genau diese Einstellung und Antwort haben wir von dir erwartet Ditti!

Jokers: Du darfst mit dem Bus 100 km/h fahren. Bist also wenigstens 10 km/h schneller als der LKW-Verkehr. Was hälst du davon, wenn sich vor dir off dor Autobahn zwee der Monstren um die Pole Position streiten. Ausgebremste und dadurch verbitterte Pendler nennen das glob och Elefantenrennen!

Ditti: Ich komm doch aus der Branche und hab somit manchma Verständnis dafür. Also ich lass och gern ma ’nen LKW vor mir rausziehen.

Jokers: Also wenn ich dich im Rückspiel seh, könnt ich ohne schlechtes Gewissen den Blinker zum Überholen setzen. Gut zu wissen!

Jokers: Was machst du eigentlich während de Goldfüße off’n Platz stehen und um Punkte kämpfen?

Ditti: Erste Halbzeit gugg ich mir an, wenn ich die Chance dazu hab. In der Halbzeit tobe ich mit Maik noch ma durch de Kabine. Damit alles wieder dort is wo’s hingehört. Die Spieler sind ja fokussiert und schnappen sich nur das was ’se brauchen. Ab der 70. Minute fangen wir dann schon an Kisten zu packen und den Bus einzuräumen. Also ich bin da praktisch so bissel Maik’s rechte Hand!

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Jokers: Du markierst also ni bloß den Käpt’n dor Landstraße, sondern bist in die Abläufe rund ums Spiel mit integriert?

Ditti: Ja, weil ich das möchte. Es gibt auch Kollegen anderer Vereine, die sagen: Ich Sitz vorn links und muss nach 8 Stunden Arbeit Pause machen. Aber ich möchte das so und so lang wie ich es darf, find ich das gudd. Ich möchte einfach Teil davon sein.

Jokers: Also macht dir das Spaß und man kann dich ja eigentlich och schon als ein „Original“ bezeichnen?

Ditti: „Lacht wieder“ So lange man mich nicht als Maskottchen wahr nimmt, is alles super!

Jokers: Wie oft hörst du die Frage: „Wann sin mor’n endlich da?“

Ditti: Puuuh! Von 3-4 Spielern, immer den gleichen übrigens, schon vor der Abfahrt. Ansonsten leg ich das Navi immer off de Monitore, damit de Jungs dann selber wissen, ob’s sich nor lohnt ’nen neuen Film off’m Tablett anzufangen. Mach ich natürlich och, wenn de Omas mit mir off Katalogfahrt sind.

Jokers: „Die erste Reihe hüpft olé olé…“ Gab’s so was och schon mal off nor Fahrt? Sprich, lädst du ab und zu ma ’ne Kiste Bier mit ein, damit sich de Jungs nach’m Sieg ma „rüsch aus’m Leben schießen können“?

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Ditti: Hmm, da war die Heimfahrt aus der Kartoffelhalle in Magdeburg interessant. Da durften sich de Helden ma aus’m Leben ballern! Ansonsten wissen de Jungs schon, was ’se dürfen oder eben och ni. An sich läuft alles sehr professionell ab. Die Jungs sind auf den Fahrten fokussiert und konzentriert. Wo wir aus Rostock kamen, durften sich de Jungs off’m Rasthof in der amerikanischen Botschaft ma fix een Eis holen. Da saßen eben noch 50 Dynamos drin und die waren natürlich happy, de Helden noch ma zu sehen. Also so was gibt’s och schon ma. Is dann aber eher die Ausnahme. Eefach ne Kiste Bier hinten reinstellen, damit ’se de Freude oder Frust runterspülen können, gibt’s ni mehr. Die Zeiten sind lange vorbei!

Jokers: Nach der ganzen Scheiße, die in Magdeburg so drumherum passiert ist, konntest du die Heimfahrt dann trotzdem genießen? Auf jeder Brücke warteten Dynamos off euch, um zu gratulieren!

Ditti: Die Fahrt vom Stadion bis zur Autobahn war schon ä bissel angespannt. Dann kommste off de Autobahn und hast wirklich off jeder Brücke Leute stehen sehen, die wedeln mit dor Fahne, machen ’ne Pyroshow. Das war rüsch geil! Dann haste die Heimfahrer, die dich überholen und hupen. Zum Beispiel ’ne junge Dame, die glei ma Fahne schwenkend aus’m Schiebedach grüßte. War schon Wahnsinn! Nur das kurz vorm Bus reinschnippsen, weil sie noch een Foto machen wollen, mag ich überhaupt ni. Da musste höllisch offpassen, dass die Karre vor dir ni ma ä Stücke kürzer machst. In Dresden landeten wir zeitgleich mit den in Magdeburg meist draußen geblieben Zugfahren. Da war’s ja ma rüsch bunt. Da musst ich sogar zur Sonnenbrille greifen, denn wenn eener ’nen halben Meter vor dir am Strick reißt biste erscht ma blind! Das war dann schon grenzwertig. Dann sind wir noch ums Ackis geschwenkt und Höhe Stadion war’s dann aus. Da dacht ich mir nur: „Fährste jetzt een über de Zehen, bleibste stehen!“

Jokers: Musst du nach ’ner Auswärtsfahrt oft Kleber der Gastgeber vom Lack kratzen?

Ditti: Nach Pauli habsch handgezählte 120 Aufkleber runterkratzen müssen. Das war’n Gott sei Dank die guten Kleber, die man relativ leicht vom Lack bekommt. Ganz schlimm ist’s, wenn die Kleber von den eigenen Leuten an den Bus gemährt werden. Da stehste in Weinböhla, machst Pause, kommst satt und zufrieden vom Fleescher und findest een Kleber von den eigenen Leuten am Blech. Das is nu gor ni schick!

Jokers: Ist richtig, dass man deinen Bus mieten kann?

Ditti: Den Bus kann man mieten, allerdings etwas höherpreisiger als seinen Vorgänger, denn der ist ja och een ganzes Stück länger! De Stunde kostet nu 250 Euro. Es passen jetzt och 40 Leute rein und wenn man das bissel aufteilt, sollte es den Spaß und die Erfahrung off alle Fälle wert sein.

Jokers: Dein Bus hat ja nu schon paar Meter off dor Uhr. Bisher alles gut gegangen oder gibt’s schon ’nen Schönheitsfleck?

Ditti: Eigentlich alles gut bis jetzt. Musst halt erschtma bissel langsamer um de Kurven fahren. Ist schon ’ne Umstellung von ’nem 12 Meter off’n ’nen 14 Meter Bus.

Jokers: Na na na, war der ni wirklich nur 13,80 Meter lang?

Ditti: „Lacht“ So langsam krieg ich’s wieder rein. Bin ja inzwischen och bissel größer geworden. Mein erster Bus war och 14 Meter, allerdings mit 57 Plätzen. Das war’n rüscher Truppentransporter sag ich dir.

Jokers: Ditti, gibt’s noch was, was du bei dieser Gelegenheit unbedingt na loswerden willst?

Ditti: Oh ja. Ich hab eene Bitte an alle eegentlich. Wir hatten ja vorhin das Thema Aufkleber. Ich sag immer: „Was du nicht willst, das man dir tut, dass füg auch keinem anderen zu!“ Lasst die Autos von den anderen Vereinen einfach in Ruhe. Wir sind alles erwachsene Leute und wenn wir denken uns off de Glocke haun zu müssen, dann macht  das von Mann zu Mann! Alles andere is eefach nur sinnlos und hole Sachbeschädigung.

Ditti, wir danken dir herzlichst, dass du einen Teil deiner kostbaren Freizeit für unsere Fragen geopfert hast und wir mal in Ruhe „La Bomba Negro“ beschnüffeln konnten. Viele Leute denken immer de Milch, dor Kaffee und das Brot latschen alleene in den Supermarkt, oder unsere Helden beamen sich zum Auswärtsspiel. Dass da harte Arbeit und Liebe zum Job von Leuten wie dir dahinter steckt, beachten die wenigsten. Wir ziehen respektvoll den Hut davor! Wir wünschen dir und deinen Kollegen allzeit gute und unfallfreie Fahrt und immer ’ne Handbreit Gummi off dor Felge! Wir hoffen für dich und unsere SGD, dass du irgendwann mal den Blinker an der Ausfahrt 1.Liga setzten kannst!

Sport frei!!!

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